Heute sprechen wir über eine der grössten Herausforderungen der Modeindustrie: die Entsorgung von Kleidern. Weil wir ständig mehr Kleider kaufen, nur um sie kurz danach wegzuwerfen, ist die Entsorgung zu einem riesigen Problem geworden. Davon spüren wir aber in Europa wenig, denn - analog zum Produktionsprozess - haben wir das Problem ausgelagert.
Mit dem Einwurf in den Sammelcontainer ist für uns die Entsorgung der Kleider erledigt und wir müssen uns nicht weiter darum kümmern. Die Chancen stehen aber gut, dass unsere Kleider auf einer illegalen Mülldeponie im Globalen Süden landen. Scharfzüngig könnte man von einer neo-kolonialer Vorgehensweise unsererseits sprechen. Diese Erkenntnis tut weh, aber es ist wichtig, dass wir zu ihr kommen.
Das Forschungsprojekt “Waste colonialsm and Dead White Man’s Clothes” von Liz Ricketts zeigt eindrücklich die Wege von wohlgemeinten Kleiderspenden auf, die über zig Stationen letztlich auf der Mülldeponie in Accra, Ghana landen. Auf einem der grössten dem Secondhand-Märkten weltweit, dem Kantomanto Markt, kommen jede Woche rund 15 Millionen Kleidungsstücke aus meist westlicher Herkunft an. 40% davon landen auf Abfallbergen.
Du kannst entweder ab 2:05 Min den Podcast hören
oder die Minidoku des australischen TV Senders ABC dazu schauen.
Lösungsansätze
Das Entsorgungsproblem ist komplex. Die Recycling-Technologie ist noch nicht im Stande, in genügend grossen Mengen Textilien zu recyclieren und so im Kreislauf zu behalten. Unternehmen haben praktisch keinen Anreiz, ihren Design- und Produktionsprozess umzugestalten, um weniger “Abfall” zu produzieren und sind bisher auch nicht für das “End of Life”-Stadium ihrer Produkte verantwortlich. Dies könnte sich bald ändern. In Frankreich und anderen Ländern gibt es Gesetzesentwürfe und Initiativen, um auch für Textilunternehmen eine erweiterte Herstellerverantwortung einzuführen. Diese macht Produkthersteller und -vertreiber für das Recycling ihrer Produkte und Verpackungen am Ende ihrer Lebensdauer verantwortlich. Die Schweiz hinkt diesbezüglich nach.
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